Auf Wiedersehen Kinder
Der Film ist ein wichtiges Dokument gegen den
zunehmenden Antisemitismus und wird im
Schaukasten der Kuratie Neuzirkendorf forgestellt
und beworben.
Auf Wiedersehen, Kinder
Film von Louis Malle (1987)
Auf Wiedersehen, Kinder ist ein französischer Spielfilm aus dem Jahr 1987. Das Drama, das auf einem Original-Drehbuch von Louis Malle basiert, der auch Regie führte, wurde u. a. von den Filmstudios NEF Filmproduktion, Nouvelles Éditions de Films, MK2 Productions und Stella Films produziert.
Filmdaten | |
---|---|
Deutscher Titel | Auf Wiedersehen, Kinder |
Originaltitel | Au revoir, les enfants |
Produktionsland | Frankreich, Deutschland, Italien |
Originalsprache | Französisch, Deutsch, Englisch |
Erscheinungsjahr | 1987 |
Länge | 104 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 6 |
Stab | |
Regie | Louis Malle |
Drehbuch | Louis Malle |
Produktion | Louis Malle |
Musik | Camille Saint-Saëns und Franz Schubert |
Kamera | Renato Berta |
Schnitt | Emmanuelle Castro |
Besetzung | |
|
Inhaltsverzeichnis
HandlungBearbeiten
Der Film spielt im Winter 1944 in dem von Deutschland besetzten
Frankreich. Der 12-jährige Julien Quentin und sein älterer Bruder
François haben die Weihnachtsferien bei ihrer Mutter in Paris
verbracht. Sie fahren mit dem Zug zurück in ihr weit entferntes,
privates Internat. Vor allem Julien fällt der Abschied von seiner Mutter
schwer. Das konfessionelle Couvent des Carmes, das die beiden Brüder besuchen, steht unter der Leitung von Pater Jean und wird von katholischen Priestern geführt. In seinem Schlafsaal liest der pubertierende Julien heimlich unter der Decke die Abenteuerromane von Jules Verne und Alexandre Dumas
sowie Zeitschriften mit Fotos von barbusigen Frauen. Der Zweite
Weltkrieg scheint hier noch weit entfernt zu sein. Nur gelegentliche
Stromausfälle und der Ausfall der Heizung künden vom Krieg und den
deutschen Soldaten, die das Land besetzt haben. In diese Idylle stößt eines Tages Jean Bonnet, ein neuer Schüler am Couvent des Carmes.
Der Junge mit dem schwarzen krausen Haar und den ebenmäßigen
Gesichtszügen weckt die Aufmerksamkeit von Julien, der mit dem
Küchenjungen Joseph einen regen Schwarzhandel
mit von zu Hause mitgebrachten Lebensmitteln betreibt. Der
zurückhaltende Bonnet wird von den anderen Jungen geschnitten. Er
erweist sich als äußerst begabt auf dem Gebiet der Mathematik. Auch bei
den Klavierlektionen
mit Mademoiselle Davenne erweist er sich als sehr talentiert – im
Gegensatz zu Julien, dem die schöne junge Klavierlehrerin spöttisch rät,
es eher mit einer Violine zu versuchen.
Juliens Neugierde wird noch gesteigert, als eines Tages während einer Prüfung aus einem von Bonnets Lehrbüchern ein Zettel fällt. Dieser wird gegen Bonnets Willen heimlich durch die Bänke gereicht. Als Julien das Stück Papier in Händen hält, erkennt er darin einen Brief von Bonnets Mutter, die davon berichtet, dass sie so wenig wie möglich ausgehe und es sehr schwierig sei, ihrem Sohn zu schreiben. Julien, der Bonnet den Brief zurückgibt, kann sich eine Bemerkung zu dessen Mutter nicht verkneifen. Pater Jean hat von Juliens Mutter erfahren, dass dieser eines Tages in den Orden eintreten und ein Priesteramt bekleiden möchte. Seiner Meinung nach fehlt Julien zum Priesteramt jegliche Begabung, und er möchte ihn davon abhalten. Während Julien nach der Beichte die ihm auferlegte Buße tut, erweckt ein Telefongespräch des Paters seine Aufmerksamkeit. Dieser erkundigt sich nach dem Telefonat bei Julien nach dem neuen Schüler Jean Bonnet und ermahnt ihn, besonders nett zu dem Jungen zu sein, ebenso Juliens Mitschüler, die auf diesen hören.
Nur zögerlich kommen sich Julien und Bonnet näher. Beide tauschen sich bei einem Ausflug zu einem öffentlichen Bad über das Buch Die drei Musketiere aus, das Julien gerade liest. Während des Gesprächs erfährt Julien, dass Bonnets Vater Buchhalter war und er selbst wohl auch plane, irgendwann seinen Lebensunterhalt mit Mathematik zu bestreiten. Während sich die Jungen im Bad ausziehen, gibt Bonnet auch preis, dass er nicht mit zur katholischen Firmung gehen werde. Er gibt vor, Protestant zu sein, während Julien darauf beharrt, dass der Name „Bonnet“ kein protestantischer Name sei. Eines Nachts im Schlafsaal hört er Bonnet in einer ihm fremden Sprache vor seinem Bett beten. Als mehrere französische Milizionäre die Schule aufsuchen, wird Bonnet heimlich vom Sportlehrer und einem Pater vom Hof geschafft, wo die Klasse Sportübungen macht. Vom Küchenjungen Joseph erfährt Julien, dass die Milizionäre nach Verweigerern suchen, die sich verstecken, um ihrem Arbeitsdienst in Deutschland zu entgehen. Juliens Neugierde ist weiterhin geweckt. Er untersucht das Bett von Bonnet und dessen Kleiderschrank und stößt in einem Buch auf Tintenabdrücke einer Urkunde, die auf den Namen eines Jean Kippelstein ausgestellt ist.
Julien sucht weiter die Nähe zu Bonnet, der ihm davon berichtet, dass sein Vater im Gefängnis sitze und seine Mutter ihm seit drei Monaten nicht mehr geschrieben habe. Bei seinem älteren Bruder François erkundigt sich Julien nach Juden und erfährt, dass sie kein Schweinefleisch essen dürfen und Jesus gekreuzigt hätten. Im hügeligen Gelände in der Umgebung findet kurz darauf ein Geländespiel der Schüler statt. Julien und Bonnet verirren sich im Dickicht der Wälder und werden erst am späten Abend von bayerischen Wehrmachtssoldaten aufgegriffen und ins Internat zurückgebracht. Auf der Krankenstation, wo die Jungen nach dem mehrstündigen Umherirren im Wald ihre Erkältung auskurieren, versucht Julien dem Verdacht, Bonnet sei ein Jude, auf den Grund zu gehen. Er bietet Bonnet ein Brötchen mit Leberwurst an. Als Bonnet ablehnt, konfrontiert ihn Julien mit seinem wirklichen Namen. Bonnet stürzt sich auf Julien, und die Nonne, die auf der Krankenstation Dienst verrichtet, kann die kämpfenden Jungen nur mit Mühe trennen.
Als die Eltern der Schüler zu Besuch kommen, versucht Pater Jean die wohlhabenden Familien während der Heiligen Messe daran zu erinnern, dass materielle Reichtümer die Seele verderben. Er appelliert an die Nächstenliebe, worauf ein Familienvater die Messe verärgert verlässt. Bei der anschließenden Kommunion erhält Bonnet keine Hostie, was Julien bemerkt. Bonnet, dessen Eltern nicht gekommen sind, wird von Juliens Familie in ein Restaurant eingeladen. Der schweigsame Junge ist hingerissen von der liebevollen Madame Quentin, als plötzlich zwei Milizionäre das Restaurant betreten und einen Gast nach seinen Papieren fragen. Ein Milizionär erkennt in ihm einen Juden, der sich nicht im Restaurant aufhalten dürfe. Der Vorfall erhitzt die Gemüter der Gäste, und ein deutscher Offizier, der mit seinen Kameraden an einem Nachbartisch sitzt, schreitet ein und fordert die Kollaborateure zum Gehen auf. Madame Quentin ist überrascht über das vorbildliche Verhalten des Deutschen, der aber, so François, nur seiner schönen Mutter habe imponieren wollen.
Nach dem Besuch im Restaurant werden Julien und Bonnet gute Freunde. Als Julien eines Morgens von einem Jungen überrascht wird, während er versucht, die Spuren seiner geheim gehaltenen Bettnässerei zu beseitigen, zieht er die Häme seiner Freunde auf sich, während Bonnet ihn verteidigt. Die Freundschaft scheint gefährdet, als der Schwarzhandel auffliegt und der Küchenjunge Joseph entlassen wird. Pater Jean rügt Juliens und François' Verhalten, belässt sie aber auf der Schule. Bonnet gibt Julien Klavierunterricht, als die übrigen Kinder während eines Fliegeralarms Schutz im Keller suchen. Auf dem menschenleeren Schulhof lauschen beide dem entfernten Grollen der Bombardements, und Bonnet gesteht Julien seine große Furcht davor, entdeckt zu werden. Sie beginnen damit, sich gegenseitig aus dem von den Priestern verbotenen Buch Tausendundeine Nacht vorzulesen, doch die beiden Freunde werden jäh auseinandergerissen, als eines Tages während des Unterrichts deutsche Soldaten das Klassenzimmer betreten. Ihr Anführer Dr. Müller fragt nach einem Jean Kippelstein. Der Lehrer versichert, dass ein Junge dieses Namens nicht in der Klasse zu finden sei, doch Julien blickt verstohlen hinter sich auf Bonnet, was der Deutsche bemerkt. Dr. Müller tritt zu dem am Pult sitzenden Bonnet und mustert ihn, worauf der jüdische Junge erkennen muss, dass seine Tarnung aufgeflogen ist. Er steht auf, reicht einigen Jungen zum Abschied die Hand, darunter auch Julien, und wird von einem Wehrmachtssoldaten abgeführt. Auch die anderen jüdischen Mitschüler, die Pater Jean versteckt hat, werden gefunden und zusammen mit dem Direktor des Couvent des Carmes verhaftet, die Schule wird geschlossen. Pater Jean wurde, wie Julien erfahren muss, vom entlassenen Joseph denunziert. Julien sieht Bonnet noch zwei Mal. Als er im Schlafsaal seine Sachen zusammenpackt, betritt sein Freund mit dem deutschen Soldaten den Raum und packt ebenfalls seine Sachen. Bonnet entgegnet Julien: „Mach dir nichts draus. Irgendwann hätten die mich sowieso gekriegt.“ Bonnet übergibt Julien dessen Bücher, die er gelesen hat, während Julien seinem Freund das Buch Tausendundeine Nacht zusteckt. Als sich alle Schüler auf dem Hof aufstellen müssen und die Deutschen ihre Anwesenheit kontrollieren, werden Pater Jean und die jüdischen Jungen, darunter auch Bonnet, von zwei deutschen Soldaten abgeführt. Die zurückbleibenden Schüler rufen den Namen des Direktors der Schule und verabschieden sich von ihm. Pater Jean dreht sich noch einmal um und ruft den Kindern „Auf Wiedersehen, Kinder. Bis bald!“ zu und verschwindet dann in einem Seitenausgang, der zur Straße führt. Die jüdischen Jungen folgen ihm, wobei Bonnet als Letzter an der Tür stehen bleibt und noch einmal zurückblickt. Julien hebt seine Hand und winkt ihm zum Abschied, dann wird Bonnet von einem Soldaten gepackt und auf die Straße gezerrt.
Die Stimme des gealterten Julien verkündet aus dem Off das Schicksal der Verschleppten, während die Kamera das Gesicht des verzweifelten Julien fokussiert, der noch immer auf die Tür zur Straße blickt: Bonnet und die anderen jüdischen Jungen seien in Auschwitz umgekommen, Pater Jean im KZ Gusen I (Mauthausen). Die Schule sei bis Oktober 1944 geschlossen geblieben. Mehr als vierzig Jahre seien seither vergangen, doch so lange er lebe, werde er sich an jeden Augenblick dieses Januarmorgens erinnern.
Juliens Neugierde wird noch gesteigert, als eines Tages während einer Prüfung aus einem von Bonnets Lehrbüchern ein Zettel fällt. Dieser wird gegen Bonnets Willen heimlich durch die Bänke gereicht. Als Julien das Stück Papier in Händen hält, erkennt er darin einen Brief von Bonnets Mutter, die davon berichtet, dass sie so wenig wie möglich ausgehe und es sehr schwierig sei, ihrem Sohn zu schreiben. Julien, der Bonnet den Brief zurückgibt, kann sich eine Bemerkung zu dessen Mutter nicht verkneifen. Pater Jean hat von Juliens Mutter erfahren, dass dieser eines Tages in den Orden eintreten und ein Priesteramt bekleiden möchte. Seiner Meinung nach fehlt Julien zum Priesteramt jegliche Begabung, und er möchte ihn davon abhalten. Während Julien nach der Beichte die ihm auferlegte Buße tut, erweckt ein Telefongespräch des Paters seine Aufmerksamkeit. Dieser erkundigt sich nach dem Telefonat bei Julien nach dem neuen Schüler Jean Bonnet und ermahnt ihn, besonders nett zu dem Jungen zu sein, ebenso Juliens Mitschüler, die auf diesen hören.
Nur zögerlich kommen sich Julien und Bonnet näher. Beide tauschen sich bei einem Ausflug zu einem öffentlichen Bad über das Buch Die drei Musketiere aus, das Julien gerade liest. Während des Gesprächs erfährt Julien, dass Bonnets Vater Buchhalter war und er selbst wohl auch plane, irgendwann seinen Lebensunterhalt mit Mathematik zu bestreiten. Während sich die Jungen im Bad ausziehen, gibt Bonnet auch preis, dass er nicht mit zur katholischen Firmung gehen werde. Er gibt vor, Protestant zu sein, während Julien darauf beharrt, dass der Name „Bonnet“ kein protestantischer Name sei. Eines Nachts im Schlafsaal hört er Bonnet in einer ihm fremden Sprache vor seinem Bett beten. Als mehrere französische Milizionäre die Schule aufsuchen, wird Bonnet heimlich vom Sportlehrer und einem Pater vom Hof geschafft, wo die Klasse Sportübungen macht. Vom Küchenjungen Joseph erfährt Julien, dass die Milizionäre nach Verweigerern suchen, die sich verstecken, um ihrem Arbeitsdienst in Deutschland zu entgehen. Juliens Neugierde ist weiterhin geweckt. Er untersucht das Bett von Bonnet und dessen Kleiderschrank und stößt in einem Buch auf Tintenabdrücke einer Urkunde, die auf den Namen eines Jean Kippelstein ausgestellt ist.
Julien sucht weiter die Nähe zu Bonnet, der ihm davon berichtet, dass sein Vater im Gefängnis sitze und seine Mutter ihm seit drei Monaten nicht mehr geschrieben habe. Bei seinem älteren Bruder François erkundigt sich Julien nach Juden und erfährt, dass sie kein Schweinefleisch essen dürfen und Jesus gekreuzigt hätten. Im hügeligen Gelände in der Umgebung findet kurz darauf ein Geländespiel der Schüler statt. Julien und Bonnet verirren sich im Dickicht der Wälder und werden erst am späten Abend von bayerischen Wehrmachtssoldaten aufgegriffen und ins Internat zurückgebracht. Auf der Krankenstation, wo die Jungen nach dem mehrstündigen Umherirren im Wald ihre Erkältung auskurieren, versucht Julien dem Verdacht, Bonnet sei ein Jude, auf den Grund zu gehen. Er bietet Bonnet ein Brötchen mit Leberwurst an. Als Bonnet ablehnt, konfrontiert ihn Julien mit seinem wirklichen Namen. Bonnet stürzt sich auf Julien, und die Nonne, die auf der Krankenstation Dienst verrichtet, kann die kämpfenden Jungen nur mit Mühe trennen.
Als die Eltern der Schüler zu Besuch kommen, versucht Pater Jean die wohlhabenden Familien während der Heiligen Messe daran zu erinnern, dass materielle Reichtümer die Seele verderben. Er appelliert an die Nächstenliebe, worauf ein Familienvater die Messe verärgert verlässt. Bei der anschließenden Kommunion erhält Bonnet keine Hostie, was Julien bemerkt. Bonnet, dessen Eltern nicht gekommen sind, wird von Juliens Familie in ein Restaurant eingeladen. Der schweigsame Junge ist hingerissen von der liebevollen Madame Quentin, als plötzlich zwei Milizionäre das Restaurant betreten und einen Gast nach seinen Papieren fragen. Ein Milizionär erkennt in ihm einen Juden, der sich nicht im Restaurant aufhalten dürfe. Der Vorfall erhitzt die Gemüter der Gäste, und ein deutscher Offizier, der mit seinen Kameraden an einem Nachbartisch sitzt, schreitet ein und fordert die Kollaborateure zum Gehen auf. Madame Quentin ist überrascht über das vorbildliche Verhalten des Deutschen, der aber, so François, nur seiner schönen Mutter habe imponieren wollen.
Nach dem Besuch im Restaurant werden Julien und Bonnet gute Freunde. Als Julien eines Morgens von einem Jungen überrascht wird, während er versucht, die Spuren seiner geheim gehaltenen Bettnässerei zu beseitigen, zieht er die Häme seiner Freunde auf sich, während Bonnet ihn verteidigt. Die Freundschaft scheint gefährdet, als der Schwarzhandel auffliegt und der Küchenjunge Joseph entlassen wird. Pater Jean rügt Juliens und François' Verhalten, belässt sie aber auf der Schule. Bonnet gibt Julien Klavierunterricht, als die übrigen Kinder während eines Fliegeralarms Schutz im Keller suchen. Auf dem menschenleeren Schulhof lauschen beide dem entfernten Grollen der Bombardements, und Bonnet gesteht Julien seine große Furcht davor, entdeckt zu werden. Sie beginnen damit, sich gegenseitig aus dem von den Priestern verbotenen Buch Tausendundeine Nacht vorzulesen, doch die beiden Freunde werden jäh auseinandergerissen, als eines Tages während des Unterrichts deutsche Soldaten das Klassenzimmer betreten. Ihr Anführer Dr. Müller fragt nach einem Jean Kippelstein. Der Lehrer versichert, dass ein Junge dieses Namens nicht in der Klasse zu finden sei, doch Julien blickt verstohlen hinter sich auf Bonnet, was der Deutsche bemerkt. Dr. Müller tritt zu dem am Pult sitzenden Bonnet und mustert ihn, worauf der jüdische Junge erkennen muss, dass seine Tarnung aufgeflogen ist. Er steht auf, reicht einigen Jungen zum Abschied die Hand, darunter auch Julien, und wird von einem Wehrmachtssoldaten abgeführt. Auch die anderen jüdischen Mitschüler, die Pater Jean versteckt hat, werden gefunden und zusammen mit dem Direktor des Couvent des Carmes verhaftet, die Schule wird geschlossen. Pater Jean wurde, wie Julien erfahren muss, vom entlassenen Joseph denunziert. Julien sieht Bonnet noch zwei Mal. Als er im Schlafsaal seine Sachen zusammenpackt, betritt sein Freund mit dem deutschen Soldaten den Raum und packt ebenfalls seine Sachen. Bonnet entgegnet Julien: „Mach dir nichts draus. Irgendwann hätten die mich sowieso gekriegt.“ Bonnet übergibt Julien dessen Bücher, die er gelesen hat, während Julien seinem Freund das Buch Tausendundeine Nacht zusteckt. Als sich alle Schüler auf dem Hof aufstellen müssen und die Deutschen ihre Anwesenheit kontrollieren, werden Pater Jean und die jüdischen Jungen, darunter auch Bonnet, von zwei deutschen Soldaten abgeführt. Die zurückbleibenden Schüler rufen den Namen des Direktors der Schule und verabschieden sich von ihm. Pater Jean dreht sich noch einmal um und ruft den Kindern „Auf Wiedersehen, Kinder. Bis bald!“ zu und verschwindet dann in einem Seitenausgang, der zur Straße führt. Die jüdischen Jungen folgen ihm, wobei Bonnet als Letzter an der Tür stehen bleibt und noch einmal zurückblickt. Julien hebt seine Hand und winkt ihm zum Abschied, dann wird Bonnet von einem Soldaten gepackt und auf die Straße gezerrt.
Die Stimme des gealterten Julien verkündet aus dem Off das Schicksal der Verschleppten, während die Kamera das Gesicht des verzweifelten Julien fokussiert, der noch immer auf die Tür zur Straße blickt: Bonnet und die anderen jüdischen Jungen seien in Auschwitz umgekommen, Pater Jean im KZ Gusen I (Mauthausen). Die Schule sei bis Oktober 1944 geschlossen geblieben. Mehr als vierzig Jahre seien seither vergangen, doch so lange er lebe, werde er sich an jeden Augenblick dieses Januarmorgens erinnern.
EntstehungsgeschichteBearbeiten
Nachdem sich Louis Malle über mehrere Jahre Gedanken zu diesem
Filmprojekt gemacht hatte, entstand sein erster Entwurf für ein Drehbuch
innerhalb von 14 Tagen. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit
aus seiner Kindheit im Jahr 1944, als Malle im Alter von elf Jahren das
Internat Petit Collège in Avon bei Fontainebleau besuchte.
Für die Dreharbeiten, die im französischen Provins (Département Seine-et-Marne, östlich von Paris) in der Region Île-de-France stattfanden, kehrte Malle nach zehnjährigem Aufenthalt in den USA erstmals wieder in seine französische Heimat zurück.
HintergrundBearbeiten
- Im wirklichen Leben hieß der Leiter des Petit Collège nicht Pater Jean, sondern Père Jacques. Er wurde für seine Tat in das Konzentrationslager Gusen I eingewiesen, welches er nur wenige Tage nach Kriegsende überlebte. Nach seinem Tod wurde er als Gerechter unter den Völkern geehrt.
- Jean Bonnet war auch der wirkliche Deckname eines der versteckten Kinder. Sein richtiger Name lautete allerdings Hans Helmut Michel. Für Louis Malle hatte der Name Michel allerdings einen französischen Klang, daher gab er der Figur den eher jüdisch klingenden Nachnamen Kippelstein. Hans Helmut Michel wurde am 6. Juni 1930 in Frankfurt am Main als Sohn eines jüdischen Arztes geboren. Mit Beginn der Judenverfolgung floh seine Mutter mit ihm und seiner sechs Jahre älteren Schwester Laure nach Paris. Dort wurden sie im Juli 1942 während der Rafle du Vélodrome d’Hiver (Razzia der Winter-Radrennbahn) verhaftet. Auf dem Weg in das Velodrom, der Sammelstelle für die verhafteten Juden, hatte ein Polizist Mitleid mit dem Jungen und öffnete eine Tür, damit er fliehen konnte. Einer zweiten Verhaftung konnte er im Dezember 1942 im letzten Moment entgehen. Da Hans Helmut akzentfrei Französisch sprach, gelang es ihm, sich an den Pariser Pfarrer Théomir Devaux zu wenden, der ihn in das Petit Collège vermittelte.[1]
- Die Figur des Küchenjungen Joseph gab es in Wirklichkeit nicht, unfreiwillig verraten wurde der Pater durch ein Mitglied der Résistance, das von der Gestapo unter Anwendung von Folter verhört worden war.[2] Père Jacques hatte engen Kontakt zur Résistance unterhalten, um Menschen zu helfen, die sich auf der Flucht vor dem Pflichtarbeitsdienst STO befanden.
- Die in dem Film verarbeiteten Kindheitserinnerungen müssen Malle große seelische Schmerzen bereitet haben. Bei der US-Premiere des Films auf dem Telluride Film Festival brach der französische Regisseur in Tränen aus.
- Das Couvent des Carmes existiert noch heute in Avon (Seine-et-Marne), allerdings wurde das Petit Collège 1960 geschlossen. Wie der Regisseur preisgab, habe er die Schule Jahre später besucht, sie war jedoch abgerissen und vergessen worden. An Stelle der Schule befindet sich heute neben dem Kloster ein Centre Spirituel. Im ehemaligen Schulhof wurde eine Gedenktafel angebracht, die an die Ereignisse erinnert.
RezeptionBearbeiten
- Louis Malles Drama feierte am 7. Oktober 1987 in den französischen Kinos Premiere und avancierte bei Kritikern und Publikum zum Erfolg. Die Kritik bewertete die unspektakuläre Inszenierung als beklemmend authentisch und – nach einer langen Durststrecke – als eine von Malles besten Regiearbeiten. In der Bundesrepublik Deutschland kam der Film am 5. November 1987 in die Kinos und spielte einen Bruttogewinn von umgerechnet 1,76 Mio. Euro ein. In den USA feierte Auf Wiedersehen, Kinder unter dem Titel Goodbye, Children im Dezember 1987 Premiere und spielte 4,54 Mio. US-Dollar ein.
- Der Bayerische Rundfunk erstellte 2002 die deutschsprachige Audiodeskription für Fernsehausstrahlungen mit Bernd Benecke als Sprecher.
- Parallel zur Veröffentlichung des Films erschien im Pariser Verlag Gallimard auch das gleichnamige Buch Au revoir, les enfants von Louis Malle. Das Werk gehörte 2003 zu den Leistungskursabiturthemen in Baden-Württemberg sowie 2007 und 2008 zur verbindlichen Lektüre im Fach Französisch für das Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wird der Film auch im Rahmen des Themas Relations franco-allemandes (französisch-deutsche Beziehungen) besprochen.
- Als Quentin Tarantino einem seiner Videothekskunden den Film unter dem Titel „Au revoir, les enfants“ empfahl, antwortete dieser des Französischen unkundig: „I don't want no Reservoir Dogs“, woraufhin Tarantino seinem ersten Film ebenjenen Titel gab.[3]
KritikenBearbeiten
- „‚Au Revoir Les Enfants‘, sein (Malles) erster französischer Film seit zehn Jahren, markiert eine Wiedergeburt nach einer Reihe von schwachen und bedeutungslosen Filmen.“ (Washington Post)
- „Ein kraftvolles Portrait des besetzten Frankreichs, gesehen durch die Augen eines Kindes … Der beste Film in Regisseur Louis Malles herausragender Karriere.“ (Spirituality & Health)
- „Louis Malle erzählt diese prägende Jugenderinnerung als einen Reifungsprozeß in schwieriger Zeit, in dem sich Emotionen und Authentizität eindrucksvoll die Waage halten. Eine bewegende Schilderung menschlichen Verhaltens im Spannungsfeld von Rassismus, Verrat, Schuld und Solidarität.“ (Lexikon des internationalen Films)
ZitatBearbeiten
Père Philippe und Père Jacques, der Direktor, waren sehr aktive, sogar führende Mitglieder der Front National.
In diesem Internat lebten unter falschen Namen vier jüdische Jungen,
die zum 1. Trimester neu dazu gekommen waren. Im Januar 1944 hörten wir
Lärm auf dem Flur, das Knallen von Stiefeln. Bevor wir die Deutschen
sahen, hörten wir sie schon: zwei Soldaten und einen Zivilisten. Als sie
drinnen waren, riefen sie einen jüdischen Namen, an den ich mich nicht
mehr erinnere. Ein Mitschüler, den wir als Bonnet kannten, stand auf. Es
war jetzt sehr, sehr still im Raum. Er räumte seine Pappen[Anmerkung 1]
zusammen. Er machte aus ihnen einen kleinen Stapel, mitten auf dem
Tisch, ganz sorgfältig. Ich erinnere mich noch genau an die Art und
Weise, wie er seine Sachen geordnet hat. Er ist dann der Reihe nach zu
jedem Einzelnen von uns hingegangen, wir saßen an Tischen, die in U-Form
standen. Wir waren etwa 15 Jungen. So hat Bonnet seine Runde gemacht,
und er hat jedem Einzelnen von uns die Hand gegeben, um uns "Auf
Wiedersehen" zu sagen. Auch dem Lehrer gab er die Hand, und dann ist er
den Deutschen gefolgt. ... Und genauso passierte es in den drei anderen
Klassen.[4]
AuszeichnungenBearbeiten
Auf Wiedersehen, Kinder wurde 1988 in neun Kategorien für einen César, den wichtigsten französischen Filmpreis,
nominiert und sieben Mal ausgezeichnet. Neben den Trophäen für den
besten Film des Jahres, Regie und Drehbuch wurde das Drama auch in
mehreren technischen Kategorien prämiert. Bei den Filmfestspiele von Venedig hatte Louis Malles Werk im Jahr zuvor den Goldenen Löwen in der Kategorie Bester Film gewonnen.
Der Film war zudem bei den Golden Globe Awards 1988 als beste fremdsprachige Filmproduktion nominiert, unterlag aber dem schwedischen Filmbeitrag Mein Leben als Hund von Lasse Hallström. Bei der Oscar-Verleihung im selben Jahr war er erneut als bester fremdsprachiger Film und für das beste Original-Drehbuch nominiert, er musste sich aber dem dänischen Film Babettes Fest bzw. der US-amerikanischen Produktion Mondsüchtig geschlagen geben. 1989 gewann Louis Malle den British Academy Film Award für die beste Regie.
Der Film war zudem bei den Golden Globe Awards 1988 als beste fremdsprachige Filmproduktion nominiert, unterlag aber dem schwedischen Filmbeitrag Mein Leben als Hund von Lasse Hallström. Bei der Oscar-Verleihung im selben Jahr war er erneut als bester fremdsprachiger Film und für das beste Original-Drehbuch nominiert, er musste sich aber dem dänischen Film Babettes Fest bzw. der US-amerikanischen Produktion Mondsüchtig geschlagen geben. 1989 gewann Louis Malle den British Academy Film Award für die beste Regie.
Oscar 1988BearbeitenNominiert in den Kategorien:
British Academy Film Awards 1989Bearbeiten
Golden Globe 1988Bearbeiten
César 1988Bearbeiten
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Weitere AuszeichnungenBearbeiten
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LiteraturBearbeiten
- Louis Malle: "Au revoir, les enfants." Un film de L. M.- Lernmaterialien Hg. Wolfgang Ader. Reclam, Ditzingen 1993; 1998 ISBN 3-15-009290-6 (frz.)
- dsb.: Au revoir, les enfants Gallimard, [Paris] 1998 ISBN 2-07-038873-5 u.ö.
- dsb. & Reiner Poppe (Hg): "Au revoir, les enfants." Lektüreschlüssel Reclam, Ditzingen, rev. Aufl. 2008, ISBN 3-15-015382-4 (zweispr./Untertitel: für Schülerinnen und Schüler)
- dsb.: Témoignage in: Helga Bories-Sawala, Catherine Szczesny & Rolf Sawala: La France occupée et la Résistance. Reihe: Einfach Französisch. Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-14-046262-4 (überwieg. frz., z. T. deutsch, viele Abb. und Original-Dok.; Vokabularium) Seite 38f.: der frz. Bericht Malles über sein Erlebnis, das ihn später diesen Film machen ließ (zuerst: 1973)
- Rainer Haberkern: "Au revoir, les enfants." Unterrichtsmodell Schöningh/Westermann 2007, ISBN 3-14-046266-2 (zweispr.)
- Hans-Dieter Schwarzmann & Judith Spaeth-Goes: L. M.: "Au revoir, les enfants" Dossier pédagogique Klett, Stuttgart 2001 (Reihe: Film im Französisch-Unterricht), ISBN 3-12-597263-9
- Louis Malle: "Au revoir, les enfants." Drehbuch. Klett, Stuttgart 2006, ISBN 3-12-597262-0 (frz.; identisch mit der TB-Ausgabe von Gallimard, Reihe: Folio, ISBN 2-07-071187-0)
- Renate Corsten & Atlas-Film (Hg.): "Auf Wiedersehen, Kinder". Materialien zu einem Film von L. M. Atlas-Film & AV, Duisburg 1988, ISBN 3-88932-471-1
- Richard Bernstein: Malle Confronts Haunting Memory, The New York Times, 7. Februar 1988, ISSN 0362-4331
WeblinksBearbeiten
- Auf Wiedersehen, Kinder in der Internet Movie Database (englisch)
- Auf Wiedersehen, Kinder in der Hörfilm-Datenbank des Hörfilm e. V.
EinzelnachweiseBearbeiten
- Louis Malle: Témoignage in: Helga Bories-Sawala, Catherine Szczesny & Rolf Sawala: La France occupée et la Résistance, Reihe: Einfach Französisch. Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-14-046262-4, Seite 38 f, freie Übersetzung, geringfügig gekürzt
AnmerkungenBearbeiten
- Malle verwendet den umgangssprachlichen Begriff "bouquin" für Schulbücher
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