Diözese Eisenstadt erinnert an die ermordeten Sinti und Roma
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Diözese Eisenstadt gedenkt des Genozids an Roma und Sinti
Eisenstadt, 25.07.2023 (KAP) Die Diözese
Eisenstadt lädt anlässlich des Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma
am 2. August zu einer Gedenkfeier in Oberwart. Manuela Horvath, Leiterin
der Romapastoral der Diözese, betonte in der Ankündigung am Dienstag
den Aktualitätsbezug der jährlichen Feier: "Das viel geforderte 'Niemals
wieder' muss zur Zivilcourage gegen Antiziganismus, Intoleranz und
Rassismus in unserer Gegenwart führen."
Horvath wird wie
Hauptrednerin Rosa Taubmann, Überlebende des Anhaltelagers in Lackenbach
- des größten nationalsozialistischen "Zigeunerlagers" während der
NS-Zeit auf österreichischem Boden -, und Emmerich Gärtner-Horvath, bei
der Feier um 18 Uhr im Stadtgarten Oberwart zu Wort kommen. Auch die
burgenländische Landtagspräsidentin Verena Dunst,
Nationalratsabgeordneter Nikolaus Berlakovich und der Oberwarter
Bürgermeister Georg Rosner werden sprechen. Musikalisch umrahmt wird die
Gedenkfeier von der Leon Berger Band. Nach dem ökumenischen Gebet mit
katholischen und evangelischen Geistlichen folgt eine Kranzniederlegung.
Das Europäische Parlament erklärte im Jahr 2015 den 2. August
zum Internationalen Tag des Gedenkens an den Völkermord an Roma und
Sinti während der NS-Zeit. Seine schlimmsten Auswüchse geschahen in der
Nacht vom 2. auf 3. August 1944, als rund 4.000 Roma und Sinti in den
Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet wurden;
insgesamt fielen zwischen 1939 und 1945 europaweit 500.000 Angehörige
dieser Volksgruppen dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer; in
Österreich waren es rund 10.000 Menschen. Ende Jänner 2023 wurde der 2.
August auch in Österreich vom Nationalrat einstimmig als nationaler
Gedenktag anerkannt.
Veranstalterin der Gedenkfeier in Oberwart
ist die Romapastoral der Diözese Eisenstadt in Kooperation mit den
Vereinen Roma-Service und Hango Roma sowie der Roma Volkshochschule
Burgenland. Unterstützer sind der Nationalfonds der Republik Österreich
für Opfer des Nationalsozialismus, der Zukunftsfonds der Republik
Österreich, die Österreichische Bischofskonferenz und die Stadt
Oberwart.
Burgenland-Roma kurz nach "Anschluss" verfolgt
Die
Verfolgung der Burgenland-Roma begann kurz nach "Anschluss" Österreichs
an Hitlerdeutschland im Mai 1938, informierte Manuela Horvath über ein
dunkles Kapitel der österreichischen Zeitgeschichte. Eine äußerst
unrühmliche Rolle habe dabei der Landeshauptmann und spätere Gauleiter
und SS-Angehörige Tobias Portschy gespielt. Er beschrieb Roma und Sinti
als "nomadische Schmarotzerrasse", welche die ansässige Bevölkerung
durch zahlreiche ansteckende Krankheiten in Gefahr bringe und die
ausschließlich vom Betteln und Stehlen lebe.
In den ersten
Verhaftungswellen Mai/Juni 1938 wurden Hunderte burgenländische
"Zigeuner" als "Asoziale" verhaftet und in Konzentrationslager
verschleppt, wies Horvath hin. Im September wurde burgenländischen
Roma-Kindern der Besuch von Schulen verboten. Zahlreiche
diskriminierende Anordnungen wurden erlassen, etwa das Verbot der
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Im November 1940 wurde auf
einem stillgelegten Gutshof das "Anhaltelager Lackenbach" errichtet,
das erste KZ-ähnliche Lager auf burgenländischem Boden. Den höchsten
Lagerstand mit 2.335 Häftlingen gab es am 1. November 1941, kurz vor den
Deportationen ins Ghetto Lodz. Insgesamt wurden 3.000 bis 4.000 Roma
und Sinti im Lager Lackenbach inhaftiert. Dieses war Arbeitslager und
auch Sammelpunkt für Transporte in die Vernichtung. KZ-ähnliche
Lebensumstände führten zu hohen Todeszahlen.
Deportationen wurden
bis 1943 nach Lodz, Dachau, Buchenwald, Ravensbrück und Mauthausen
durchgeführt. Unter den 5.007 Toten des Ghettos Lodz waren laut Horvath
besonders viele aus dem Burgenland. Ab April 1943 erfolgten die
Deportationen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Von den
ca. 12.000 österreichischen Roma und Sinti überlebten nur ca. 1.500 den
Nazi-Terror. Im Burgenland verhält es sich ähnlich, so die
Romapastoral-Leiterin: Von ca. 8.000 Burgenland-Roma überlebten nur 900
Personen, also knapp 11 Prozent, das Terrorsystem der Nazis.
(Anmeldung zur Gedenkveranstaltung am 2. August bei Manuela Horvath, Mail: manuela.horvath@martinus.at, Tel.: 0676/880701721)
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