Bernhard Lichtenberg 'Ich erkenne auch im Juden meinen Nächsten, der eine unsterbliche, nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffene Seele besitzt. '


Bernhard Lichtenberg

1 Gedenktag katholisch: 5. November
nicht gebotener Gedenktag in den Erzbistümern Bamberg, Berlin und München-Freising

Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)

Priester, Märtyrer
* 3. Dezember 1875 in Ohlau, heute Oława in Polen
5. November 1943 in Hof in Bayern

 https://www.heiligenlexikon.de//BiographienB/Bernhard_Lichtenberg.html

 Bernhard Lichtenberg, ältester Sohn einer katholischen Kaufmannsfamilie, studierte an der Theologischen Fakultät in Innsbruck und in Breslau / Wrocław Theologie und wurde 1899 zum Priester geweiht. 1900 wurde er Pfarrer an der Kirche St. Mauritius in Berlin-Lichtenberg, ab 1913 an der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Charlottenburg. Ab 1920 oder 1921 war Lichtenberg Abgeordneter der Zentrumspartei in der Stadtverordneten-Versammlung, wo er er sich mit Joseph Goebbels manches Rededuell geliefert haben soll. 1926 wurde er zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt, 1932 zum Dompfarrer an der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Als Mitglied des Vorstands des Friedensbundes Deutscher Katholiken predigte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten öffentlich gegen den Faschismus; schon 1933 durchsuchte die Geheime Staatspolizei seine Wohnung. 1935 überreichte er der Kanzlei des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring eine Anklageschrift zu den Morden im KZ Esterwegen.

 1938 wurde Lichtenberg Dompropst für Berlin. Nach der Reichspogromnacht 1938 betete er jeden Abend öffentlich in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale für die verfolgten Juden. Im Auftrag des Berliner Bischofs übernahm er die Leitung des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat, das nichtarischen Christen unterstützte und Juden beim Auswandern oder Untertauchen half. 1941 protestierte er beim Reichsärzteführer gegen die Maßnahmen zur Vernichtung unwerten Lebens, dem Euthanasie-Programm; daraufhin wurde er verhaftet, dann wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz sowie Kanzelmissbrauch zu zwei Jahren Haft verurteilt.

 

Lichtenberg wurde auf dem St.-Hedwig-Friedhof I in Berlin bestattet. Mit der Einleitung des Seligsprechungsprozesses 1965 wurden seine Gebeine in die Krypta der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale übertragen. 2004 nahm die israelische Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Lichtenberg unter die Gerechten unter den Völkern auf. Das Erzbistum Berlin strebt auch seine Heiligsprechung an. Im Zuge der Renovierung der St.-Hedwigs-Kathedrale soll daneben ein nach Lichtenberg benannte4s Gemeindehaus entstehen.

Kanonisation: Bernhard Lichtenberg wurde am 23. Juni 1996 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in Berlin im Olympiastadion seliggesprochen.

Worte des Seligen

Die besten Zeugnisse für Lichtenbergs Gesinnung liefern die Vernehmungsprotokolle der Gestapo:
Lichtenberg: Ich kann als katholischer Priester nicht von vornherein zu jeder Verfügung und Maßnahme, die von der Regierung getroffen wird, Ja und Amen sagen. Wenn sich die Tendenz derartiger Regierungsverfügungen und Maßnahmen gegen die geoffenbarte Lehre des Christentums und damit gegen mein priesterliches Gewissen richtet, werde ich meinem Gewissen folgen und alle Konsequenzen mit in Kauf nehmen, die sich daraus für mich persönlich ergeben. Ich bekämpfe falsche Grundsätze, aus welchen falsche Taten entstehen müssen, man denke an Beseitigung des Religionsunterrichts aus den Schulen, Kampf gegen das Kreuz, Beseitigung der Sakramente, Verweltlichung der Ehe, absichtliche Tötung angeblich lebensunwerten Lebens (Euthanasie), Judenverfolgung usw.
Frage: Vertreten Sie diesen Standpunkt auch von der Kanzel herab?
Antwort: Ja.
Frage: Danach geben Sie zu, dass Sie staatliche Maßnahmen nicht billigen?
Antwort: Die aus den eben genannten Grundsätzen fließenden Maßnahmen billige ich nicht.
Frage: Es dürfte auch Ihnen klar sein, dass durch die soeben geschilderten Ansichten, die von Ihnen auch öffentlich vertreten werden, eine Beunruhigung der Volksgemeinschaft eintreten kann?
Antwort: Diese Beunruhigung kann nur verhindert werden, indem man falsche Maßnahmen unterlässt.
Frage: Damit stellen Sie die Rechte der Kirche vor die des Staates.
Antwort: Christus der Herr hat das Recht: zu lehren, Sakramente zu spenden und sittliche Gebote zu geben, nicht dem Staat übertragen, sondern der Kirche.
Frage: Und wie stehen Sie zum Führer?
Antwort: Ich habe nur einen Führer, Jesus Christus.


Zu den Maßnahmen des Staates gegen die Juden … nimmt Lichtenberg wie folgt Stellung: Diese Maßnahmen muss er als katholischer Priester ablehnen, weil sie unchristlich sind und er diese auf Grund des Gebotes: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst mit seinem priesterlichen Gewissen nicht vereinbaren kann. Auf Grund dessen hatte er vor, folgende Vermeldung von der Kanzel zu verlesen: In Berliner Häusern wird ein anonymes Hetzblatt gegen die Juden verbreitet. Darin wird behauptet, dass jeder Deutsche, der aus angeblich falscher Sentimentalität die Juden irgendwie unterstützt, und sei es auch durch freundliches Entgegenkommen Verrat an seinem Volk übt. Lasst euch durch diese unchristliche Gesinnung nicht beirren, sondern handelt vielmehr nach dem strengen Gebot Jesu Christi: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!
Ich erkenne auch im Juden meinen Nächsten, der eine unsterbliche, nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffene Seele besitzt. Da ich aber diese Regierungsverfügung [Juden zu deportieren] nicht hindern kann, war ich entschlossen, deportierte Juden und Judenchristen in die Verbannung zu begleiten, um ihnen dort als Seelsorger zu dienen.

Quelle: Dieter Hanky: Bernhard Lichtenberg - Priester - Bekenner - Martyrer - … ein Priester ohne Furcht und Tadel …. Verlagsgesellschaft Benno - Bernward - Morus, Hildesheim 1994
Gotthard Klein: Seliger Bernhard Lichtenberg. Schnell & Steiner, Regensburg 1997

Zitate von Bernhard Lichtenberg:

Zu Hitlers Aussagen in Mein Kampf bemerkte er vor der Gestapo:
Die Taten eines Menschen sind die Konsequenzen seiner Grundsätze. Sind die Grundsätze falsch, so werden die Taten nicht richtig sein.

Anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 formuliert er in seinem Abendgebet:
Was gestern war, wissen wir, was morgen ist, wissen wir nicht, aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt: draußen brennt der Tempel - das ist auch ein Gotteshaus.

Graf von Preysing, Bischof von Berlin, der zu ihm sagte, er könne freigelassen werden, wenn er sich bis Kriegsende dazu verpflichte, nicht mehr gegen den nationalsozialistischen Staat zu predigen, antwortet er:
Was kann einem denn Besseres passieren, als für den heiligen katholischen Glauben zu sterben! ich bin bereit, heute noch, ja diese Stunde noch, für ihn zu sterben!

Eine Religiosität, die keine Opfer bringt, ist keinen Pfennig wert.

Quelle: Dieter Hanky: Bernhard Lichtenberg - Priester - Bekenner - Martyrer - … ein Priester ohne Furcht und Tadel …. Verlagsgesellschaft Benno - Bernward - Morus, Hildesheim 1994
Gotthard Klein: Seliger Bernhard Lichtenberg. Schnell & Steiner, Regensburg 1997

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

 https://www.yadvashem.org/de/righteous/stories/lichtenberg.html

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